Station 3 – Westturm

 

Mit der Einführung des Schwarzpulvers in der Kriegsführung und mit dem Bau der Kanonen war die militärische Bedeutung von Burg Bucherbach gefährdet. Einem Beschuss hielt der alte Bau nicht stand. Das mag der Grund gewesen sein, warum Graf Philipp II. die Burg neu gestaltete. Die Türme wurden verstärkt. Der Westturm wurde 1548 dagegen mit einem Sommersaal versehen. Die leeren Fensterhöhlen lassen die spätgotischen Maßwerksfenster erahnen, die den Saal am Abend mit Licht durchfluten ließen. Ein offener Kamin und ein Altan, also einen Austritt aus dem Saal hinaus, wodurch sich der Blick auf das Tal und die Flussaue eröffnete, taten das ihre zur neuen Gemütlichkeit. Das inspirierte die Köllerbacher Schulmeister, ganzen Generationen beizubringen, Elisabeth von Lothringen, die große Dichtergräfin, habe in diesem schönen Ambiente ihre Ritterromane aus dem Französischen ins Frühneuhochdeutsche übersetzt und dadurch Literaturgeschichte geschrieben. In der Tat hatte die Gräfin durch Ehevertrag einen Witwensitz auf Burg Bucherbach, doch mit der Regierungsübernahme 1429 war sie nahezu dauerhaft  in Saarbrücken gebunden, wo nachweislich ihr literarisches Werk entstand. Und die schöne Quelle, dass Philipp I. die Bauern anhielt, die Frösche zum Schweigen zu bringen, um seiner Frau die nötige Ruhe zu verschaffen, bezieht sich leider auf Völklingen. Elisabeth starb übrigens 1476, also siebzig Jahre bevor ihr Urenkel Philipp II. den Saal baute. Wer aber mit etwas Fantasie beim Sonnenuntergang auf den Sommersaal blickt, versteht die alten Schulmeister im Köllertal, wenn auch der Sachverhalt ein anderer war.

Immer wieder wurde an der Burg gearbeitet. Die Türme stammen alle aus der Zeit um 1440/50, wobei der Ostturm aus Rücksicht auf das sog. alte Haus kleiner dimensioniert war. 1510 wurde ein Turmhelm erneuert; 1516/17 wurde der Südturm wohl bis zum Erdgeschoss abgerissen und neu gebaut, weswegen er „neuer Turm“ genannt wurde. Die unteren Kampfstände blieben unverändert, aber im zweiten Stockwerk installierte man einen neuen, „moderneren“ Geschützstand mit Kanonenpforten. Unter Philipp II. wurden zwischen West- und Südturm drei Stallgebäude errichtet sowie Unterstellmöglichkeiten für Ackergeräte und Fahrzeuge und die Schmiede.